Ab durch die Mitte

Fragen Sie mal Lehrer, was Eltern an Sprechtagen so alles über ihre Kinder erzählen: Fast jedes Kind ist begabt, wenn nicht sogar hochbegabt. Eines aber ist es auf gar keinen Fall: mittelmäßig. Denn mittelmäßig zu sein, ist verpönt. Dann schon lieber irgendwie geschwächt (etwa durch eine Lese-Rechtschreib-Schwäche), aber um Himmels Willen bitte nicht mittelmäßig sein! Ich frage mich: Warum eigentlich nicht? Was ist so schlecht an der Mitte?
Ist es nicht zunehmend eine Not in unserer Gesellschaft, dass die Mitte immer mehr wegbricht? Wirtschaftsinstitute bestätigen: In der Zukunft wird es immer weniger mittlere Einkommen geben. Und es scheint so, als hätten sich unsere Einkaufsmeilen schon darauf eingestellt: Da gibt es Nobel-Boutiquen für die Besserverdienenden und Ein-Euro-Kaufhäuser für die, die jeden Cent umdrehen müssen. Dazwischen aber gibt es immer weniger Angebote. Auch in der politischen Landschaft fehlt die Mitte, etwa bei der Debatte um das Asylrecht. Da gibt es auf der linken Seite die naiven Rosa-Brille-Träger, für die jeder Asylsuchende ein anständiger Kerl ist, mit dem es niemals Probleme geben wird. Auf der anderen Seite gibt es die rechten Angstmacher und ätzenden Fremdenfeinde, deren Parolen ich hier nicht zitieren muss – man hört und liest sie schon zu oft.
Wo aber bleibt die Mitte? Wo sind die Bürgerinnen und Bürger, die sich im Sinne der gebotenen Nächstenliebe für Asylsuchende einsetzen, ohne dabei die Augen vor den Problemen zu verschließen? Und wo sind die Politiker, die sich jenseits aller Machtspielchen und unabhängig von ideologischen Grabenkämpfen für Menschen in Not einsetzen, zugleich aber klare Grenzen setzen und harte Konsequenzen aufzeigen für solche, die diese Grenzen nicht akzeptieren wollen? Gerade an der Asyldebatte kann man erkennen, wie unsere Gesellschaft mehr und mehr auseinander driftet. Es fehlt die Mitte!
Auch die Bibel weiß übrigens um den Segen der Mittelmäßigkeit. Da heißt es im Buch „Kohelet“ (Kap.7,16-18): „Übertreibe es nicht mit der Rechtschaffenheit und bemühe Dich nicht zu sehr um Wissen! Warum willst Du Dich selbst zugrunde richten? Schlag aber auch nicht über die Stränge und bleib nicht in der Unwissenheit! Warum willst Du vor der Zeit sterben? Halte Dich an die gesunde Mitte. Wenn Du Gott ernst nimmst, findest Du immer den rechten Weg.“
Wenn die Mitte lediglich ein fauler Kompromiss ist, dann ist sie schleunigst zu verlassen. Oft aber ist die Mitte genau der richtige Ort – sie ist gesund.
Was mich betrifft, so bin ich weder reich noch arm, weder hochbegabt noch strohdumm, weder links naiv noch rechts radikal. In Vielem bin ich schlicht und einfach mittelmäßig. Und um ehrlich zu sein: Manchmal zieht mich das runter, weil auch ich lieber begabt sein möchte. Doch dann sage ich mir: „Lieber mittelmäßig als ohne Mitte!“
Ein Leben in Mittelmäßigkeit lässt sich aushalten und ist nicht zwingend langweilig. Manchmal ist ja gerade der Mittelweg das Außergewöhnliche.
Aber ein Leben ohne Mitte könnte ich niemals aushalten. Denn diese Mitte ist für mich die Liebe Gottes, die mir in Jesus Christus begegnet und die meinem Leben Halt und Hoffnung gibt. In diesem Sinne: „Ab durch die Mitte!“

MainPost, „Wort zum Wochenende“ am 03. Juni 2016

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Angst essen Seele auf

Psalm 34, 1-10

Wenn Du Gott nicht loben kannst für das, was er in Deinem Leben getan hat, dann lade ich Dich hier ein, IHN gemeinsam mit mir zu loben für das, was er in meinem Leben getan hat.

Manchmal fragen mich Leute: „Was, Volker, Du kennst Depressionen und Ängste? Das sieht doch alles so locker aus, wenn Du da vorne stehst.“

Von wegen „locker“! Zur Predigt geht es hier.

Falsche Frömmigkeit

Jeremia 7, 1-15

Nach dem Neuen Testament ist die christliche Gemeinde der „Tempel Gottes“: Dort wohnt Jesus mitten unter den Gläubigen, dort ist ER erfahrbar.

Auch dieser Tempel kann zur „Räuberhöhle“ werden. Und zwar immer dann, wenn Christen den Gottesdienst missbrauchen, um ihr sündiges Leben abzusichern.

Doch Gott hat kein Gefallen an unseren tollen Veranstaltungen, sondern vielmehr daran, dass wir Barmherzigkeit üben.

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„Du hast mir gar nichts zu sagen!“ – Glaube und Gehorsam

Lukas 17, 7-10

Als pädagogische Fachkraft in der OGS erlebe ich immer wieder Kinder, die Ansprüche an mich stellen. Sie wollen etwas von mir. Dieselben Kinder aber weigern sich, Gehorsam zu sein, wenn es um Dinge geht, auf die sie nun mal keinen Bock haben (wie etwa auf die Hausaufgaben).

Das gibt es auch in der Nachfolge von Jesus.

Auf der einen Seite möchtest Du, dass Jesus Dein Leben segnet und dass er viel für Dich tut. Doch auf der anderen Seite willst Du auch tun und lassen können, was Du willst. Da gibt es Dinge, auf die Du keinen Bock hast (etwa im Umgang mit Sex, Geld oder Macht), und in diesen Dingen willst Du Dir von Niemandem etwas sagen lassen – auch von JESUS nicht.

Ob das funktioniert? Zur Predigt geht es hier.

Hilf mir, zu glauben!

Glaube ist Leidenschaft.
Glaube brennt wie ein Feuer.
Glaube liebt aus ganzem Herzen,
lacht aus vollem Hals,
zürnt mit heiligem Zorn,
weint bittere Tränen.
Glaube klagt an,
ringt mit Gott,
und kommt doch nicht von ihm los.

Glaube ist unruhig, ständig in Bewegung.
Glaube lässt sich nicht nieder.
Glaube sucht, strebt, will mehr.
Glaube wartet nicht, Glaube geht los:
zu den Hoffnungslosen,
den Ausgebeuteten,
den Leidenden,
den Gott-losen.
Glaube findet sich nicht ab – niemals.

Glaube ist Geschenk.
Er kennt gute Gründe,
aber beweisen lässt er sich nicht.
Er macht Erfahrungen
und geht doch nicht darin auf.
Glaube lässt sich nicht erzeugen,
weder in dir noch im anderen.
Glaube drängt sich nicht auf,
er will erwartet werden.

Glaube ist Geist, ist wie der Wind:
Du kannst ihn nicht sehen, aber du spürst ihn.
Glaube berührt, verbindet, heilt.
Glaube ist Herrlichkeit,
er strahlt in der Dunkelheit der Seele.
Glaube sprengt Ketten.
Der Geist macht lebendig, der Geist befreit.
Glaube gibt Perspektive, verändert die Werte.
Glaube schenkt Hoffnung.

Glaube ist Gemeinschaft,
ist ein Zuhause bei Gott dem Vater.
Glaube versöhnt dich
mit dir selbst: du schaust wieder in den Spiegel;
mit deinem Nächsten: du bist bereit, zu vergeben.
Glaube schenkt eine neue Familie,
du bist nicht mehr alleine.
Glaube ist Bindung an Christus,
im Leben und im Sterben.

Ich habe es versucht,
ernsthaft und radikal:
Ich wollte ohne Glauben leben.
Aber ich schaffe es nicht.
Ich will es auch nicht länger.
Glaube ist Leben,
ist ewiges Leben.
Ich will leben, ich will glauben.
Herr, hilf mir, zu glauben!

© Volker Halfmann

Identität – Wer bin ich? Was macht mich aus?

Früher sprach man von fünf Säulen der Identität:

1. Leiblichkeit

2. Soziales Netzwerk

3. Materielle Sicherheit

4. Werte & Normen

5. Arbeit, Freizeit & Leistung

Doch diese Säulen sind inzwischen keine mehr. Sie bröckeln und sind zum Teil veränderbar.

Wodurch aber kann ich mich dann definieren? Was macht mich aus?

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Mensch, wehr dich doch!

Über viele Jahre hinweg habe ich anderen Menschen gestattet, meine Grenzen zu verletzen und mir „auf die Füße zu treten“, ohne mich dagegen zu wehren oder wenigstens mal „autsch“ zu rufen. Ein kurioses Beispiel ist das folgende Erlebnis im Supermarkt. Ist schon ein paar Jahre her, aber ich erinnere mich noch sehr gut daran:

Ich stand mit meinem Junior an der Kasse. Das heißt, nur ich stand. Der Kleine saß im Einkaufswagen und grabbelte an den Verpackungen herum. Mit einer Hand versuchte ich, meine Einkäufe auf das Band zu befördern und mit der anderen, meinen Sohn daran zu hindern, kleine Löcher in die Deckel der Joghurtbecher zu stoßen. Da fährt mir mein Hintermann in die Hacken. Ich schaue mich um und sehe einen kleinen etwas buckeligen Opi, dessen Augen mich anfunkeln. Aber er sagt nichts, keinen Ton. Also kümmere ich mich wieder um meine Einkäufe. Da passiert es ein zweites Mal. Schon wieder habe ich seinen Wagen in meinen Fersen, dieses Mal aber etwas heftiger. Erneut drehe ich mich um. Geht’s noch etwas langsamer, oder was?“ Da begreife ich plötzlich, dass mir der Alte absichtlich in die Hacken fährt. Meine erste Reaktion ist Wut: „Hör mal zu, du kleiner alter Scheißer. Wenn du mich noch einmal berührst, dann quetsche ich deinen faltigen Hintern in den Kindersitz deines Einkaufswagens und fahre mit dir zum nächstbesten Baggersee, um dich samt deinen Corega Tabs dort zu versenken!“ So ungefähr stelle ich mir meine Antwort vor. Doch die kommt nicht. Stattdessen schlucke ich meinen Ärger herunter und höre ich mich sagen: „Entschuldigung, ich mach ja schon so schnell, wie’s geht.“

Ist das zu fassen? Wo kommt so etwas her?

Ich will mich hier angemessen kurz fassen: Der Hintergrund eines solchen Verhaltens ist eine „abhängige Persönlichkeitsstruktur“. Aufgrund mangelnder Selbstannahme war ich ständig von der Annahme und Anerkennung anderer Menschen abhängig. Darum musste ich – wenn irgend möglich – jegliche Form eines Konfliktes vermeiden.

Nun birgt die jahrelange Ansammlung von Erniedrigungen allerdings ein großes Problem: Das Selbstwertgefühl tendiert gegen Null (als Puls wäre es nicht mehr messbar) und zugleich steigt der Pegel angestauter Aggressionen bedrohlich an. Wenn das Maß dann schließlich voll ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder du explodierst und rastest aus, oder du implodierst und richtest deine Aggressionen gegen dich selbst. Typen wie ich wählen wohl eher den zweiten Weg (Gott sei Dank!). So wurde ich mit der Zeit immer depressiver und litt unter Ängsten und Panikattacken.

Erst in der Klinik habe ich begonnen zu begreifen, dass ich das Recht habe, mich abzugrenzen und zu schützen. Und ich habe erste vorsichtige Versuche unternommen, dies auch zu tun. Zehn Jahre sind seit dem vergangen und inzwischen habe ich eine Menge dazugelernt. Zwar bin ich auch heute noch kein Wunder an Selbstbehauptung, aber ich bin doch mehr und mehr in der Lage, für mich einzustehen und dafür auch Konflikte zu riskieren.

Und das fühlt sich richtig gut an! So gut, dass ich um nichts in der Welt mit meinem alten Harmoniebedürfnis tauschen wollte. Immer deutlicher bekomme ich jetzt ein individuelles Profil. Und das hat zur Folge, dass mich manche Leute mögen und andere wiederum nicht. „So what?“ Andersherum ist es ja genauso: Manche Menschen mag ich sehr, andere wiederum gehen mir gehörig auf den Zeiger und ich gehe ihnen lieber aus dem Weg. Das ist ganz normal.

Eine Anmerkung noch zum Schluss: In christlichen Kreisen werden ein krankmachendes Harmoniebedürfnis und mangelnde Konfliktfähigkeit leider oft als besonders geistlich gedeutet: als eine besondere Form von christlicher Demut. Das ist aber ganz und gar nicht der Fall. Denn demütig kann nur der Mensch sein, der auch mutig ist. Aber dazu später mehr.

An dieser Stelle ist mir nur eins wichtig: Mensch, wehr dich doch! Fang an, dich ernst zu nehmen und mach dich nicht zum Fußabtreter anderer Leute. Sei es dir wert, Konflikte einzugehen und schütze deine einzigartige Persönlichkeit! Und wenn du alleine dazu nicht in der Lage bist, dann suche dir kompetente Hilfe! Das ist zwar kein einfacher Weg, aber einer, den du nie bereuen wirst.

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Klartext reden: JESUS bekennen

Matthäus 10, 16-33

Zur Nachfolge von JESUS gehört das klare und unmissverständliche Bekenntnis zu JESUS. Also kein Rumgeeier, nach dem Motto „Ich bin gläubig“ oder „Ja also, ich geh da in so eine Kirche“, sondern ein eindeutiges: „JESUS Christus, der Sohn Gottes, ist mein Retter und mein Herr!“

Ein Blick in das Neue Testament zeigt: Das Bekenntnis zu JESUS Christus ist

1. selbstverständlich,

2. ganzheitlich,

3. skandalös,

4. freimütig (offen, überzeugt, furchtlos).

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Sowohl als auch? – Entweder, oder!

5. Mose 11, 16-28

Viele Menschen leben nach dem Sowohl-als-auch-Prinzip. Sie wollen einfach nicht begreifen, dass es Situationen gibt, in denen man sich für einen Weg entscheiden muss. Sie hätten halt gerne beides: Den maximalen Genuss von Süßigkeiten und den schlanken Körper…

Im christlichen Glauben funktioniert das Sowohl-als-auch Prinzip nicht. Das macht Mose dem Volk Israel klar – und das gilt auch für die Jesus-Nachfolge.

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Eine Gemeinschaft kranker Menschen

Matthäus 9, 9-13

Die Kirche ist eine Gemeinschaft kranker Menschen. Eigentlich ist sie nichts anderes als eine Art Selbsthilfegruppe: Eine Selbsthilfegruppe für gestrandete Sünder!

Je früher man das erkennt, umso besser. JESUS sagt: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken!“

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